In dieser Arbeit gehe ich von Ludwig Wittgensteins Begriff der Familienähnlichkeiten aus. Ich untersuche und beschreibe Ähnlichkeiten und Verwandtschaften von Menschen. Es kann sich dabei um Menschen aus verschiedenen Erdteilen handeln, aus verschiedenen Zeiten, Menschen verschiedener Generationen.
Wittgenstein führte den Begriff ein, um bestimmte Kategorien von Dingen, die sich einer taxonomischen Klassifikation entziehen, erfassen zu können. Abseits einer hierarchischen Systematik von Ober- und Unterbegriffen könne man zwischen Begriffen gemeinsame Züge und Verwandtschaften sehen und beschreiben. Das Ergebnis dieser Betrachtungsweise sei „ein kompliziertes Netz von Ähnlichkeiten, die einander übergreifen und kreuzen. Ähnlichkeiten im Großen und im Kleinen.“ Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, Abschnitt 66. L.W. Werkausgabe, Bd.1, Suhrkamp 1984.
Um diesen auf den ersten Blick sehr theoretischen Begriff zu illustrieren, ließ Wittgenstein sein Porträt und die Porträts seiner Geschwister übereinander kopieren, um die Familienähnlichkeiten und auch die individuellen Unterschiede sichtbar zu machen.
Hier ist mein Ansatz. Meine Frage lautet: wie sieht das aus, wenn man das mit Porträts von Menschen macht, mit denen man nicht im engeren Sinn „verwandt“ ist, die vielleicht sogar aus verschiedenen Teilen der Welt kommen?
Die Arbeit bewegt sich in zwei Richtungen: Einerseits in die vergrößerte Betrachtung des Einzelnen, auch des Biografischen, andererseits in eine Betrachtung aus größerer Distanz, von wo aus das Einzelne als Teil eines unendlich fortsetzbaren Musters erscheint.