regime.wechsel greift Jacques Rancières Begriff des „Regimes“ auf, in dem es um die Einteilungen und Grenzen des Sichtbaren, des Wahrnehmbaren und des Denkbaren geht. Dies am Beispiel der Denkmäler in Wien. Die überwiegende Mehrheit davon erinnert an bedeutende Männer. Der öffentliche Raum ist dadurch vorwiegend durch männliche Markierungen geprägt. Die Denkmäler gehören aber so sehr zum gewohnten Stadtbild Wiens, dass sie trotz ihrer mächtigen Präsenz aus unserem Bewusstsein fast verschwinden und nur ausnahmsweise bewusst wahrgenommen werden. Nämlich dann, wenn etwas verändert wird, wenn jemand darauf zeigt, oder sich davor fotografieren oder filmen lässt.
Diese Arbeit ist dem Andenken an die Malerin Malva Schalek (1882 – 1945) gewidmet. Im Wiener Stadtbild gibt es keine Gedenktafel und nichts, das an die Künstlerin erinnert. Auch ihre Werke sind zum größten Teil verschwunden.
Malva Schalek hatte ihr Atelier im Dachgeschoss des Theaters an der Wien. Sie studierte an der Münchner Frauenakademie Malerei zu einer Zeit, als Frauen an öffentlichen Kunstakademien noch nicht aufgenommen wurden, und nahm 1910 an einer Ausstellung in der Secession teil. Sie porträtierte bekannte Persönlichkeiten der Wiener Gesellschaft.
1944 wurde sie nach Theresienstadt deportiert und im selben Jahr in Auschwitz Birkenau ermordet. Von einigen ihrer Bilder gibt es Fotos, die in Zeitungen veröffentlicht oder als Postkarten in Umlauf gebracht wurden. Die meisten Bilder, die sie vor ihrer Verschleppung gemalt hatte, sind aber verschollen. Ihre Nichte, die Widerstandskämpferin Lisa Fittko, machte sich in ihren letzten Lebensjahren von Chikago aus auf die Suche nach Werken ihrer Tante. In Wien fand sie nur das Porträt des Schauspielers Max Pallenberg, das im Besitz des Wien Museums war. Die ehemalige Haushälterin von Malva Schalek hatte es 1952 um 800 Schilling an das Museum verkauft. 2006 wurde dieses Gemälde, von der Wiener Restitutionskommission zur Rückgabe an die Rechtsnachfolger bestimmt.
Malva Schaleks Zeichnungen vom Lager in Theresienstadt befinden sich heute zum größten Teil in der Kunstsammlung des Hauses der Ghettokämpfer im Kibbuz Lochamei ha-Geta’at in Israel.